VOLKER BAUERMEISTER BADISCHE ZEITUNG KULTUR
Nicht fürs Museum gedacht.
.... Den Ort der Bildung sieht man von Seiten der Freien Landesakademie als einen, der immer wieder neu betrachtet und "neu erfunden" werden will.

... Die Frage muss sein: Wie sehen eigentlich Schüler die Schule? – Das erklären sie mit der Kamera in überraschender Weise. Von Lehrerseite kam nach einem solchen schulischen Wahrnehmungsexperiment prompt die Fehlermeldung: gescheitert, missverstanden. Die Schüler hatten nicht, wie erwartet, den Schulbau fotografiert, sondern vor allem die Mitschüler. Deschler und Schindler indessen hielten dies für einen Erkenntnisgewinn. Und für ganz und gar nicht gescheitert auch den Entdeckungsspaziergang der Kindergartenkinder, der schon nach wenigen Schritten ins Stocken kam. Hier ein Schneckenhaus, da ein Streichholz … Viel zu viel, als dass die Kleinen lange hätten laufen wollen. Das Fazit der Freiburger Sehpädagogen: Auf die Details kommt es an. Kinder sehen eigensinnig und
verblüffend genau.

Dass dieses Schauen nicht verkümmert über dem vielen planmäßigen Lernen. Das wäre ein Ziel. Aufmerksamkeitsgestaltung. Gewalt ist blind, wie man weiß. Schauen auch immer ein Weg zum Verstehen und Sich-Verständigen. Von Arbeit an der "sozialen Plastik" spricht Schindler einmal – mit dem Altvater der ins Leben erweiterten Kunst Joseph Beuys.

Volker Bauermeister, Badische Zeitung Kultur, 28. Dezember 2012